Hinter die Kulissen des JRK schauen?
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Vom 25. – 28. Mai 2012 fand das Supercamp des Jugendrotkreuz in Xanten, im Nordwesten Nordrhein-Westfalens unter dem Motto „Save Clima“ und der Römerzeit statt.
Jeder JRKler und alle, die mit dem Jugendrotkreuz auf Sanitätsebenen zusammen arbeiten und zwischen 13 und 28 Jahre alt waren, waren eingeladen. Schon neun Monate vorher wurden die Einladungen verschickt, die Teilnehmerzahl war auf 1.500 Menschen begrenzt, das Organisationsteam nicht mit einbezogen.
Das JRK aus Nidderau, Kreis Hanau aus Hessen war natürlich sofort dabei, auf die Einladungen hatten wir schon nur so gewartet. Schnell wurden wir angenommen, da wir uns schon so früh angemeldet hatten und die Vorfreude begann!
Jährlich nehmen wir an der Pfingstfreizeit in Bad Münstereifel des Landesverbands Nordrhein teil, weil wir guten Kontakt zu den Organisatoren haben und in Hessen es leider keine Pfingstfreizeit des Jugendrotkreuz stattfindet! So schade!
Auf jeden Fall war es dann Pfingsten 2012 soweit.
Mit einem großen Koffer, Bettdecke, Kissen, Isomatte und Handgepäck machte sich ein Teil unserer JRK Gruppe gegen 17:30 Uhr auf den Weg in den nördlichen Westen, Richtung Holland. Nach 3 einhalb langen Stunden kamen wir in Xanten an. Das erste was auffiel war natürlich die fast sechs Kilometer lange Xantener Südsee, die wunderschön die Abendsonne reflektierte.
Wir wurden sofort freundlich von zahlreichen Helfern begrüßt, wir mussten die Campordnung unterschreiben und uns wurden Campausweise, auf denen unsere Namen standen und ein Foto von uns drauf war, die wir von nun an rund um die Uhr während unserem Aufenthalt um den Hals tragen mussten, überreicht. Ein spezielles Band bekamen wir auch um das Handgelenk, welches es in drei Farben gab, die zeigten, ob wir unter 16, zwischen 16 und 18 oder volljährig sind. Diese Maßnahmen waren selbstverständlich wichtig, um die Sicherheit vor Fremden auf dem Camp und dem Gesetz zu gewähren. Das Camp hatte schon Stunden vorher begonnen, doch wir waren nicht die Letzten, weil die Besucher aus ganz Deutschland angereist kamen – unsere Hauptstadt war auch dabei!
Das Campgelände war riesig, insgesamt 1700 Menschen lebten in 300 riesigen Zelten, im gigantischen Festzelt war Platz für mehr als 2000 Leute, vier Essensausgaben, einer langen Bar, einer stattlichen Bühne mitsamt professionellen Mischpult. Außerdem gab es auf der Wiese weitere Zelte, bei denen die 99 Workshops stattfinden würden, drei Volleyballfelder, aufblasbare Fußballaktivitäten und weitere Spiele, die rund um die Uhr angeboten wurden.
Das klimaschützende Motto kam dem Camp sehr entgegen, es gab Dixitoiletten, kalte Duschen in großen Boxen und aufgestellten Wasserrinnen und generell kein Strom für die Campbewohner. Zum Glück hat das Rote Kreuz auch noch ein paar LKWs geschickt, die warme Duschen und richtige Toiletten boten. Die hab ich leider erst am Samstagabend entdeckt… Abends rockte die junge Düsseldorfer Coverband Famous, die Musik war über das ganze Camp zu hören. Beeindruckend war vor allem die lange Gasse zwischen Zeltwiese und Festzelt, auf der zahlreiche Stände aufgebaut worden waren, welche einen an einen Jahrmarkt erinnerten.
Es gab folgende Buden: eine Berliner Currywurstbude, die immer offen hatte, den JRK Fanshop, die Infostelle zur Großgruppenrellaye am Samstag, die Kampagnenbude, die Tombolabude (bei der man immer Lose kaufen konnte und man wirklich coole Preise gewinnnen konnte), den Eine-Welt-Kiosk (dort wurden transfaire Produkte angeboten), das Zuckerhäusschen (Zuckerwatteverkauf für ein Baumpflanzprojekt in Kenia), die Blabox (Videobox, wo du vor der laufenden Kamera über das JRK und das Supercamp reden kannst), den Saftladen (hatte leckere Cocktails!) und den Infopoint, der Anlaufststelle für Fragen aller Art. Der Infopoint hatte noch etwas weiteres besonderes an sich: weil es auf dem Camp für die Bewohner keinen Strom gab, konnte man sein elektronisches Gerät, meistens Handy, mitsamt Ladekabel abgeben, bekam einen Zettel mit einer Nummer, die auch auf dem Gerät vermerkt wurde und konnte es in einem Lastwagen neben dem Infopoint aufladen lassen und es zu jeder vollen Stunde abholen. Dieser Wagen hat definitiv mein Leben gerettet!
Ein weiterer Stand war eine richtige Überraschung für alle. Das Jugendrotkreuz von Malaysia hatte ca. 15 Jugendliche auf ihrem Land zu einer Europareise auf das Supercamp geschickt, die Malaysier nahmen ebenfalls am Camp teil und führten einen Stand, bei dem man sich über ihr Land und dessen Vielfalt informieren konnte. Die Jugendlichen, die in ihrem Land hauptsächlich Malaysisch und Englisch sprechen, waren richtig nett, haben uns die Karamellbonbons ihres Landes nur so hinterher geworfen und uns lustige malaysische Spiele beigebracht, bei dem man Kissen hochwirft und in der kurzen Zeit die anderen einsammeln muss und das hochgeworfene Kissen auch wieder fangen muss. Habe alle Stufen des Spiels hintereinander durchgespielt und gewonnen. Das Spiel ist echt knorke.
Nach dem Feldbettenaufbau liefen wir noch ein bisschen über das riesige Gelände, erkundeten es, versuchten, uns erst einmal orientieren zu können und trafen alte Bekannte von den letzten Freizeiten.
Der Samstag, nach der eiskalten Nacht, war da schon ereignisreicher.
Nach dem Frühstück trat Caesar auf, unser „römischer“ Campleiter, der gerne mal mit imperialistischen Kampfwagen durch das Camp fuhr, um uns zu begrüßen und den Tagesablauf vorzustellen. Wie laut JRKler nun mal so sind, klatschten wir zu 1500 bei allen Ansagen überschwänglich und schrien begeistert „Caesar, du bist die geilste Sau der Welt!“.
Am Samstagvormittag gab es die Möglichkeit beim Großgruppenspiel, eine Rallye auf dem Campgelände, oder bei zahlreichen Workshops teilzunehmen. Segways konnten gefahren, RUF und pantomimische Darstellung geübt, Gemeinschaftsspiele gespielt, Skulpturen gegipst und Neues gelernt werden. Es wurde wirklich viel geboten. Trotzdem war die Sonne schon vor dem Mittagessen so stark, dass Bekannte und ich zur gegenüberliegenden Xantener Südsee gerannt sind um etwas Bräune mit nach Hause zu nehmen und das kalte Wasser zu genießen.
Ich muss sagen – ich übertreibe nicht – die Xantener Südsee, ist der schönste See, den ich je im Leben gesehen hab (und ich bin oft bei Seen). Das Wasser ist durchsichtig und türkisblau, erstreckt sich auf mehr als sechs Kilometer Länge, beinhaltet Wakeboardanlage, riesige Liegewiese und weitem sauberen Sandstrand. Ob auch nur eine Pflanze in diesem See lebt, ist fraglich.
Nachdem das erfrischende Wasser ausreichend genießt wurde, aßen wir zu Mittag. Nach dem Mittagessen, bei dem die menschlichen Nerven ausreichend von dem Geklatsche und dem Gesang/Geschrei der Schleswig-Holsteiner strapaziert wurden, war es so weit: Endlich wurde das Kampagnenthema, der Klimawandel und seine Konsequenzen, aktiv aufgegriffen, nämlich wurden die Klimaworkshops eröffnet. Die Jugendliche wurden sehr gut informiert, an das Thema näher gebracht und konnten ihren Teil zu der Kampagne beitragen. Es gab auch wieder kreative Workshops, zum Beispiel das Recycling Atelier und den Deichbau.
Was ich persönlich am Besten fand, war der Workshop zur Barrierefreiheit. Wir sollten an unsere Grenzen gehen. Eine Liste von alltäglichen Aufgaben erledigen. Blind, taub, im Rohlstühl, ohne Arme und einem Ganzkörpergewand der Muslimen. Ich hatte mich entschieden blind zu sein, und bekam eine schwarze Taucherbrille aufgezogen, einen Blindenstock in die Hand gedrückt und eine Begleitperson. Voller Angst bin ich über die Wiese getrottet und vorbei an den Zelten. Ich habe gewiss ca. 20 Jugendrotkreuzlern einen Schlag um den Stock verpasst, weil ich mit ihm herum gefuchtelt habe, um die Zeit zu überstehen. So visuell, wie ich veranlagt bin, war es schrecklich, nichts sehen zu können! Als mir die Uhrzeit gesasgt wurde, ist mir dann auf einmal eingefallen, dass ich mein Handy von der Ladestation abholen musste. Also bin ich, blind wie ich war, mit meiner Freundin, die in einer Burkha sich schon richtig wohl fühlte, durch die Menschenschar zum Infopoint. Zum Glück war ich nicht alleine, ich hätte es nicht geschafft. Am Infopoint musste ich meine Nummer vorzeigen, was blind nicht so einfach war, weil ich nicht wusste, welche der Nummern die Neuste war. die Leute waren verständlich, aber dieser Junge am Stand hat mich angeblöfft, ich solle gefälligst meinen richtigen Zettel abgeben. also schrie ich: „Was soll ich denn tun, ich bin blind!“ und „Das soll Barrierefreiheit sein!?“. Der richtige Zettel konnte jedoch von meiner Freundin gefunden und ich bekam mein Handy. Blind Sein ist schrecklich.
Ich befürworte alle Formen der Barrierefreiheit und unterstütze diese auch gerne. Jeder Mensch hat das Beste im Leben verdient, und das sollte ihm auch gewährt werden.
Der frühe Abend verlief ruhiger. Wir sind noch einmal in den schönen See gesprungen, sind geschwommen und waren essen.
Am Abend dann endlich der Kickoff der neusten Kampagne des JRK: „Ich kam, sah, und veränderte“ – „Änder‘ was, bevor’s das Klima tut!“.
Ab 19:40 warteten alle verheißungsvoll im Festzelt.
20:00 Uhr: Bühne ist lila beleuchtet, leise Musik läuft. Die Schleswig-Holsteiner stimmen Gesänge über Betonsäcke an.
Wenige Minuten später erscheint ein Dia des Desktophintergrunds des Organisationsteam erscheint auf der Bühne. Dann begann endlich das Programm. Zuerst wurde der Klimasong an die Leinwand projiziert und uns vorgesungen. Nach und nach sangen wir mit und übten. Außerdem schauten wir uns ein Video über die Kampagne an, welches am Vormittag in den Kreatiworkshops zusammengestellt wurde. Dann kam unser Mann, Dr. Rudolf Selters, der Vorsitzende des deutschen Rotes Kreuzes, und begrüßte und lobte uns ca. 15 Minuten. Man konnte sehen, wie begeistert er von der jungen Menschenmasse und der Kampagne war. 20:43 Uhr war der Bürgermeister von Xanten dran. Er lief über die Bühne, sagte „Hallo!“, „Schönes Wetter heute!“ und „Weiter so“ und verschwand nach ca. 20 Sekunden wieder von der Bühne. Die meisten schauten verwirrt auf die Bühne. Wer war dieser Mann? Nach seinen Inhalten wollten meine Freunde und ich ihn der CDU zuordnen. Nach schnellem googlen erfuhren wir es: er war von der CDU. So viel dazu,
Nach verschiedenen Liveacts, seltsamen Physikern/Zauberer war es zwei Stunden später so weit. Die Kampagnent-shirts wurden von ihren Models vorgestellt, die eine sehr lobenswerte Arbeit vollendet hatten, die T-Shirts sind perfekt für das Jugendrotkreuz: Sie sind modern, stylisch, bunt, grafisch unterlegt, mit coolen Kampagnensprüchen versehen und sagen etwas wichtiges aus. Dann wurden weitere Klimaclips gespielt und endlich (!) dieser rote Knopf auf der Bühne von den Vorsitzenden des JRK und des Camps gedrückt. Die Kampagne war gestartet. God save the queen. Hätte das noch weitere zehn Minuten gedauert, wäre ich selbst auf die Bühne marschiert und hätte diesen Knopf gedrückt. Nachdem wir alle noch einmal schön das Kampagnenlied trällerten, waren wir entlassen und das Abendprogramm, ein weiterer Liveact, eine junge Band aus Nordrhein-Westfalen, begann. Geschafft von dem langen, aber schönen Tag besuchten wir das abendliche Konzert und liefen noch ein bisschen mit Freunden um das idyllisch beleuchtete Camp.
Sonntagmorgen wurden wir pünktlich aus unseren Schlafsäcken geworfen, um zu frühstücken, Lunchpakete abzuholen und uns in einer 1.600 Menschen-langen Karawane zum Xantener Römerpark aufzumachen. Das Wetter war wunderschön und das Sonnenlicht glitzerte in der Xantener Südsee mit den leichten Regentropfen der Nacht auf den Blättern um die Wette.
Angeführt von Caesar trafen wir beim Park ein. Am Eingang des Parks hatte das Organisationsteam um die 26 Stände aufgebaut, die sich rund um das Rote Kreuz, ihren Organisationen und Unterhaltungen drehten. Die Pferdestaffel des roten Kreuzes stellte sich vor, riesige Neufundländer Hunde der Hundestaffel saßen auf der Wiese und sahen einfach nur süß aus, Plakate zum Erlernen der Gebärdensprache und der Blindensprache wurden verschenkt, Rotkreuz Quize konnten gemacht werden und vieles mehr. Am Besten war für mich der kreative Stand, wo man Airbrushtatoos bekommen konnte. Zwei meiner Freundinnen waren auch mit von der Partie und wollten unbedingt ein bestimmtes Tattoo aus der amerikanischen Erfolgsserie LOST bekommen. Wir zeichneten also Schablonen, ritzten diese aus und ließen uns dieses Tattoo nach zwei harten Stunden Tattoo-Arbeit machen. Danach gingen wir in den Römerpark hinein, der Eintritt war für alle Rotkreuzler frei! Danke an das Team des Römerparks Xanten! Der Park ist riesig, voller sauberen Wiesen, einem Kolosseum, in dem wir uns Gladiatorenkämpfe von Stuntmännern anschauten, einer Taverne, in der auch eine Museum war und ein Überbleibsel von einem echten Hafentempel. Der archäologische Park war wirklich beeindruckend und ist jeden Besuch wert, auch mit bezahltem Eintritt. Nach mehreren Stunden, bei denen wir netterweise immer von einer Band musikalisch unterhalten wurden, kehrten wir zum Camp zurück und warfen uns sofort in den See. Am Abend besuchte uns Stefanie Heinzmann und gab ein riesiges Konzert. Wir standen in der ersten Reihe, direkt an ihr, was wirklich toll und beängstigend zugleich war. Sie ist in echt viel hübscher als auf Fotos und lacht und tanzt ohne Ende. Die Stimmung war eindeutig am maximalen Höhepunkt. Sie sang „Mean Man“, den Song, mit dem sie vor vier Jahren zur Siegerin in Stefan Raabs Castingshow „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ gekürt wurde, ihre aktuelle Hitsingle „Diggin‘ in the dirt“ und die ganze Palette ihrer Songs im neusten Album, die richtig gut sind. Stundenlang wurde mit ihr mitgefeiert. Das war auch schon der Ausklang des tollen Supercamp in Xanten 2012. Müde und alle ein bisschen traurig wurden am nächsten Morgen die Koffer gepackt, die Feldbetten zusammengeklappt und die Zelte verlassen. Zum Abschied trafen sich alle Klimaschützer auf der großen Wiese, ließen Luftballons umher springen und verabschiedeten sich. Mit dem Versprechen sich das nächste Jahr wieder zu sehen, sprangen alle in ihre weißen Rotkreuz-Wagen und fuhren in alle Richtungen zurück in die unterschiedlichsten Orte Deutschlands und Maylasias.
Ich kann das nächste Jahr kaum abwarten, mit so derartig sozialen und witzigen Menschen Projekte zu starten. ❤
Katharina